Mittwoch, 22. Oktober 2014

Mein Vegetarismus begann als Kind,

doch damals nicht als bewusste Entscheidung.


Ich kaufte als Kind das zum Essen ein, was sich mir als leckere Nahrung darbot und was meine Koch-Phantasie beflügelte.
Mit 12 Jahren übernahm ich wegen Krankheit meiner Mutter die Haushaltsführung inklusive Einkauf usw. Und da der Anblick zerteilter toter Tiere bei mir ausschließlich Bedauern auslöste, experimentierte ich begeistert 3 Jahre lang mit vegetarischer Küche. Dass sich meine Küche vegetarisch nannte, erfuhr ich erst viel später. Meine Familie verspeiste was auf den Tisch kam, und mit den Jahren wuchsen mein Talent und meine Fähigkeiten.

Meine bewusste Entscheidung zum Vegetarismus kam erst während meiner ersten Landkommunenzeit. Natürlich war es mal wieder ich, die meist für alle kochte..... und da verlangten doch tatsächlich einige Mit-Kommunarden Fleisch auf dem Tisch. Nee, ohne mich. Und zum ersten Mal in meinem Leben wurde mir so richtig bewusst, dass es auf dieser Erde tatsächlich Menschen gibt, die eigentlich freundlich und nett sind, gleichzeitig auch noch hinreichend intelligent - und trotzdem sind sie allen Ernstes in der Lage, einem anderen Lebewesen sein Leben zu klauen und es dann aufzufressen. 15 Minuten Gaumenfreude für die Beendigung eines fröhlich herum hüpfenden Lebens auf der Wiese.

Meine Ernährungsausbildung startete in der Fachoberschule Ernährung, wo man sich um Fleischzubereitung so einigermaßen herum drücken konnte: Damals war man ja bereits als Vegetarier nen ziemlich verrückter Exot - man nannte mich Kaninchen, was mich sehr ehrte, welch hinreißendes Geschöpf :-) 


Dann Kochausbildung im vegetarischen Restaurant, und später Ayurveda-Ausbildung zur Ernährungsberaterin. Vegetarisches Restaurant, vegetarischer Catering Service, vegetarische Seminar-Bekochungen.

Und eines schönen Tages konnte ich es dann auch nicht mehr ertragen, Käse auf den Tisch zu stellen - und stellte fest, dass rein vegane Patees und Aufstriche genauso gern sogar von Fleischessern angenommen werden, wenn sie denn gut schmecken. Und alles andere kann man sowieso total leicht substituieren. Man darf's vielen erst hinterher sagen, und siehe da: schon essen sie alle mit Begeisterung...... grins.
Ist schon wirklich komisch: ich glaube auf Grund meiner Erfahrung, dass der Wunsch nach carnivorer Nahrung hauptsächlich psychologischer Natur ist. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Mensch in seinem Kern ein mitfühlendes Wesen ist  :-)
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Foto: Gerbil – Creative Commons Lizence: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rabbit_(agouti)_03.jpg